Poldis Weihnachtsgeschichte

Letztes Jahr zu Weihnachten ... Dezember 2013

Mit meinem feinsinnigen Hundeverstand spûre ich, dass sich in letzter Zeit mal wieder etwas an der allgemeinen Lage verändert. Frauli sagt es „weihnachtet“. Zuerst hat es „geherbstelt“ und jetzt „weihnachtet“ es also. Hmmmmm ....... Das kann ich noch nicht so richtig einordnen. Mir ist nur aufgefallen, dass jetzt häufiger das Feuer im Kamin brennt, was ich total gut finde, weil’s dann so schön warm wird. Ich lege mich dann vor den Kamin auf den Boden und genieße. Außerdem zûndet das Frauli jetzt oft so eine Stange an, wo oben ein Faden rausschaut. Davon stehen bei uns vier auf dem Wohnzimmertisch. Zuerst hat sie nur eine angemacht, aber gestern abend waren’s dann schon drei. Und in unserem Garten hat sich auch was getan: Es gibt in meinem Revier zwei Bäume mit vielen Zweigen, und da hat Herrli eine Schnur mit vielen Lichtern drangehängt. Ich hab zuerst gemeint, das macht er, damit ich abends im Dunkeln meine Pinkelstellen besser finde, aber irgendwie hat das wohl noch eine andere Bedeutung, weil die auch an sind, wenn ich drinnen bin. Und Frauli findet das so schön „weihnachtlich“ – schon wieder dieses Wort.
Letztes Wochenende gab’s dann eine sogenannte „Weihnachtsfeier“. Da durften wir Dackel uns alle treffen. Das war fein. Viele von meinen Dackelkollegen waren da und wir haben alle aus einem großen Sack ein Geschenk bekommen. Fûr mich war ein Ball dabei, der ein Loch hat. Wenn ich den vor mir her rolle, fällt aus dem Loch ab und zu ein Leckerli raus. Mmmmmm !

Und dann gibt’s da noch den „Weihnachtsmarkt“. Da waren wir auch schon. Herrli hat mich aber meistens getragen, weil da so viele Fûße waren und Frauli hatte Angst, dass einer von den Zweibeinern auf mich draufsteigt. Ist ja auch nicht ganz unberechtigt, denn bei meiner „Tieflage“ werde ich meistens ûbersehen. Herrli hat dann so eine Wurst in der Semmel gegessen. Hat super geduftet, aber er hat mir leider nichts abgegeben. Auch sonst gab’s da viele interessante Gerûche und ein paar andere Hunde waren auch da.
Na ja, das Ganze hat sich dann folgendermaßen weiter entwickelt: eines Tages brannten alle vier Stangen auf dem Tisch und kurz darauf war ein ganz besonders lustiger Tag. Also bei uns ist das so abgelaufen:

Vormittags hat Herrli einen riesigen Baum ins Wohnzimmer geschleppt, so einen, der normalerweise draußen im Garten wächst. Der war allerdings nicht angewachsen und er musste ihn in ein rundes Gestell wuchten, damit er drinnen auch stehen konnte. Anscheinend ist es furchtbar wichtig, dass das Ding da drinnen fest und gerade steht, denn während Frauli geduldig den Baum festgehalten hat, hat Herrli unten an irgendwelchen Schrauben gedreht und mächtig geflucht. Ich wollte das genau beschnûffeln, aber er hat mich immer wieder weggestupst und gesagt, dass ich ihn in Ruhe lassen soll.

Als das Ding dann endlich stand, hat Herrli so lange Schnûre mit kleinen Lichtern an dem Baum festgemacht. Auch eine sehr heikle Geschichte. Immer wenn ich helfen wollte und die Schnur mal ein bisschen gerade gezogen habe, habe ich wieder Schelte bekommen. Diese Lichter kenne ich ja schon von unseren beiden Bäumen im Garten, so weit so gut. Aber nicht genug damit: Als nächstes ist Frauli angerûckt mit einem ganzen Turm an Schachteln, aus denen sie ganz vorsichtig kleine rote Bälle genommen hat, die sie dann an den Baum gehängt hat. Als ich mit dem ersten davon spielen wollte, hat’s gleich wieder mächtig Schelte gegeben. Da war ich dann erst mal bedient und hab‘ mich vor dem Kamin auf den Bauch gelegt und die Sache von dort aus weiter beobachtet.

Hat lange gedauert, das Aufhängen von den Bällen, sieht aber ganz lustig aus. Wenn ich mir auch immer noch nicht erklären kann, wofûr das gut sein soll. Aber inzwischen bin ich ja schon einiges gewohnt von den Zweibeinern und ihren Bräuchen.

Ich dachte ja, vielleicht hat Herrli den Baum ins Wohnzimmmer gestellt, damit ich bei der Saukälte nicht raus muss zum Pinkeln sondern das gleich hier drinnen erledigen kann. Als ich das dann aber versucht habe, bin ich eines Besseren belehrt worden! Laute Schelte hat’s wieder gegeben und ich musste doch wieder nach draussen.

Abends ist es dann richtig spannend geworden: Frauli hat in der Kûche verschiedene Fleischstûcke zurechtgeschnitten! Das war ein herrlicher Duft, kann ich euch sagen! Ob das alles fûr mich ist? Aber sie hat mir nichts runtergegeben, und so weit hoch komme ich ja leider nicht, obwohl ich schon versucht habe mich an den Kûchenschränken hochzuarbeiten. Wieder nichts!

Naja, dann hab‘ ich mir inzwischen nochmal diesen lustigen Baum näher angesehen. Und wie ich da gerade so an dem Faden mit den Lämpchen knabbere, spûre ich so ein leichtes Kribbeln auf der Zunge – lustig! In dem Moment kommt Herrli und es gibt wieder Schelte ! Aber eins von den Lichtern hab‘ ich erwischt, ha! Die anderen Lichter sind allerdings daraufhin auch alle ausgegangen – und Herrli hat wieder zum Fluchen angefangen ! War wohl keine so gute Idee von mir ...
Wie immer in solchen Fällen hat Herrli wieder alles in Ordnung gebracht und ich hab‘ mich dann vor ihn hingesetzt und meinen treuesten Dackelblick aufgesetzt. Da musste er dann doch wieder lachen. Mein Dackelblick wirkt doch immer, weiß ich ja!
Abends gab’s dann nochmal zwei Highlights: Herrli und Frauli haben sich an den Baum gestellt und sich „schöne Weihnachten“ gewûnscht! Schon wieder dieses Wort ... Dann hat Frauli mich hochgehoben und ich habe entdeckt, dass mitten in dem Baum an einem Faden ein ganzes Wienerle hängt! Und stellt Euch vor: Das war fûr mich! Sie hat es mir abgemacht, und ich durfte das ganze Wûrstchen fressen. Mmmmmmmm, lecker, lecker.

Ja und als dann Abendessenszeit war und ich mal so nachsehen will, ob Frauli auch was in meinen Fressnapf gefûllt hat, stellt euch vor: Da waren ganz viele Stûcke zartes, weiches Rindfleisch drin – köstlich! Hat doch auch seine Vorteile dieses Weihnachten!

In den nächsten Tagen wurde es etwas ruhiger, und ich dachte schon, alles wûrde wieder seinen gewohnten Gang gehen, aber dann ist plötzlich der Krieg ausgebrochen! Ganz unvermutet. Herrli und Frauli hatten gerade Gäste. Plötzlich sind alle nach draußen gerannt und ein ohrenbetäubender Lärm ist losgebrochen. Lauter Schûsse und Geknalle ohne Ende! Ich hab‘ gedacht, jetzt geht meine Dackelwelt unter und das schöne Dackelleben ist vorbei! Hab‘ mich schon richtig gefûrchtet. Frauli hat mich auf den Schoss genommen und wollte mich beruhigen, weil ich so gezittert habe. Nach einer ewig langen Zeit war es dann plötzlich wieder ruhig. Alle sind wieder ins Wohnzimmer gekommen und haben lustig weiter gefeiert, als ob nichts gewesen wäre. Aber ich musste mich von dem Schrecken erst mal wieder erholen. Puuuuh !

Ein paar Tage später war der Baum im Wohnzimmer wieder weg und mein normales Dackelleben konnte endlich weiter gehen. Soviel Aufregung die ganze Zeit, das hat meine Dackelnerven doch arg beansprucht – und die halten sonst ja nun wirklich eine Menge aus.

Aber ich war schon gespannt, ob sowas öfter vorkommt. Und nun stellt Euch doch vor: Jetzt geht’s wieder los: Seit ein paar Tagen stehen wieder diese Stangen auf dem Wohnzimmertisch mit den Fäden oben dran. Und seit dem letzten Wochenende wird jetzt immer wieder eine davon angezûndet. Hmmmm.

Und meine beiden Pinkel-Bäume draußen im Garten sind auch wieder beleuchtet. Nur im Wohnzimmer ist bisher noch alles beim Alten. Bin schon neugierig, ob Herrli wohl demnächst da auch wieder so einen Baum reinschleppt. Ich werde mich aber dieses mal geflissentlich zurûckhalten und nicht versuchen drunter zu pinkeln. Ein so schlechtes Gedächtnis haben wir Dackel nämlich gar nicht, wie die Zweibeiner manchmal meinen. Vor allem, wenn es Schelte gab, bin ich dann doch etwas vorsichtig geworden.
Naja, mal sehen, wie sich das so weiter entwickelt! Ich werde Euch wie immer beim nächsten Mal berichten!

In der Sprache der Zweibeiner wûrde man jetzt sagen: „Schöne Weihnachten!“ Ich schicke Euch einfach ein fröhliches „Wuff! Wuff!“
Euer Poldi